In Zeiten von Streaming-Diensten holen wohl immer weniger Menschen ihre verstaubte DVD-Sammlung aus dem Schrank oder machen sich gar die Mühe, sie auf die Festplatte zu übertragen. Wer dennoch seine Videos lieber im heimischen Datenarchiv aufbewahrt, statt sich Netflix und anderen Diensten auszuliefern, findet mit VidCoder ein quelloffenes Windows-Werkzeug, das viele Aufgaben der Video-Umwandlung beherrscht. Und so ganz nebenbei tritt das Tool den Beweis an, dass selbst Entwickler von Video-Software in Sachen Zugänglichkeit für Screen-Reader-Nutzer mit sich reden lassen.
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Nach einem halben Jahr Entwicklungszeit seit der letzten Version wurden für die Client/Server-basierte Konferenz-Software TeamTalk die ersten Betas der Version 5.3 veröffentlicht. Neben aktualisierten Software-Bibliotheken unter der Haube ist die wichtigste Neuerung die Unterstützung von Facebook-Logins.
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Hinter dem schlichten Namen Zapp verbirgt sich eine Android-App, welche Live-Streams und Mediatheken deutscher öffentlich-rechtlicher Fernsehsender in einer sehr einfach gehaltenen Oberfläche vereint. Die Streams von ARD und ZDF sind ebenso zu empfangen wie jene der dritten Programme in sämtlichen Regionalversionen, den Spartenkanälen wie ZDFInfo sowie die deutsche Welle und das Parlamentsfernsehen. Alle Sender sind in einer übersichtlichen Liste aufgeführt und lassen sich durch Tippen auf den Sendernamen starten. Sogar die gerade laufende Sendung wird als Zusatzinformation in der Liste angezeigt.
Der Mediathek-Tab enthält einen nach Erscheinungsdatum absteigend sortierten Gesamt-Feed aller öffentlich-rechtlichen Mediatheken. Hier finden sich nicht nur Beiträge deutscher Sender, sondern auch die des ORF und SRF. Eine Sortierung oder Filterung nach Sender ist zwar nicht möglich, über die Suchfunktion kann aber ein Sendername als Stichwort zur Filterung des Feeds eingegeben werden. Für blinde Nutzer lässt sich so zum Beispiel durch Eingabe des Suchbegriffes "Hörfassung" die Liste auf alle Beiträge mit Audiodeskription begrenzen. Beim Antippen eines Beitrags startet dieser nicht sofort, es wird zuvor noch eine Informationsseite angezeigt, welche die Möglichkeit zum Teilen, Streamen und sogar Herunterladen des Beitrags anbietet.
Die App ist hervorragend mit Google TalkBack zu bedienen. Beim Anschauen eines Videos wird der Vollbildmodus aktiviert, wodurch auch sämtliche Bildschirm-Tasten ausgeblendet werden. Durch einen Doppeltipp auf den Bildschirm lassen sie sich jedoch kurzzeitig wieder einblenden und das laufende Video lässt sich unterbrechen. Schön wäre die Möglichkeit, Video-Streams auch bei gesperrtem Bildschirm weiterlaufen zu lassen, wenn man ohnehin nur auf den Ton Wert legt.
Zapp ist derzeit nicht via Google Play erhältlich und kann nur auf F-Droid.org als installierbare APK-Datei oder über den F-Droid-Client heruntergeladen werden.
Der nächste Mediaplayer für Windows steht vor dem Aus: Nachdem bereits das populäre Winamp nur noch inoffiziell mit Patches und Plugins am Leben erhalten wird, und eine neue Hauptversion wohl ewig auf sich warten lässt, hat nun auch der Hauptentwickler des MPC-HC-Projektes mit Freigabe der Version 1.7.13 das vorläufige Ende des Allround-Mediaplayers bekanntgegeben. Hauptgrund hierfür ist die schwindende Zahl an Entwicklern, die zum Schluss gegen 0 ging.
Wirklich alles vorbei?
Der "Media Player Classic - Home Cinema" beendet damit seine 11-jährige Entwicklungsgeschichte. Allerdings liegen die Ursprünge des Players noch weiter zurück, da bereits MPC-HC eine Weiterentwicklung ist und auf dem "Media Player Classic" basiert, der 2006 offiziell eingestellt wurde und sich wiederum als quelloffener Nachbau des aus Windows 98 bekannten Mediaplayers präsentiert hatte. Da folglich auch der Quellcode von MPC-HC frei verfügbar ist, sollte einer Weiterentwicklung theoretisch nichts im Wege stehen. Eine Abspaltung, die unter dem Namen "Media Player Classic - Black Edition" auf SourceForge heruntergeladen werden kann, existiert seit 2012 und wird seither mit Fehlerbehebungen und neuen Funktionen ausgestattet.
Ob es tatsächlich noch einmal eine Fortführung oder Abspaltung des Players geben wird, ist angesichts der momentanen Entwicklungen im Medienkonsum jedoch fraglich. Die schwindende Zahl an Entwicklern könnte ein Indiz dafür sein, dass Streaming von Videos und Musik wichtiger geworden sind als das Verwalten und Abspielen lokaler Medienbestände. Ich persönlich habe MPC-HC sehr gern genutzt, auch um einige Dateiformate abzuspielen, die längst musealen Wert haben dürften. Natürlich wird der Player auch weiterhin funktionieren, denn ein Ende der Entwicklung bedeutet ja nicht gleich das Ende jeglicher Betriebssystem-Unterstützung. Bedauerlich ist es trotzdem.
Als ähnlich schlanke Alternative gäbe es jetzt noch den MPlayer, dessen aktuellste Abspaltung MPV auch für Windows verfügbar ist, jedoch das Herunterladen eines weiteren Tools erfordert, möchte man den Player über ein GUI bedienen.
Fernsehen unter Linux ist echt eine Wissenschaft für sich, aber ich wollte es mal wagen. Zum Einsatz kommt ein von Windows 10 befreiter MSI Cubi N sowie eine DVBSky S960 für den Satellitenempfang. Da ich den Rechner nicht ausschließlich zum Fernsehempfang benutze, habe ich mich für ein normales Debian Jessie entschieden, auch der für blinde Nutzer vollständig zugänglichen Installation wegen. Vielleicht werde ich es irgendwann auch noch mal mit einem meiner momentan arbeitslosen Raspberrys versuchen. Das System war binnen kurzer Zeit eingerichtet, wobei ich es mit einigen Backport-Paketen nachrüsten musste, da es z. B. Treiberprobleme und Anzeigeschwierigkeiten im X-Server gab. Auch die Firmware für die DVBSky-Box musste händisch nachinstalliert werden. Hier habe ich mich am OpenELEC-Firmware-Repository bedient und die Dateien dvb-demod-m88ds3103.fw sowie dvb-demod-m88rs6000.fw nach /lib/firmware kopiert. Zwar werden vom Hersteller ebenfalls Linux-Treiber angeboten, diese müssen jedoch selbst kompliliert werden, sofern ich die eher dürftige Dokumentation richtig verstanden habe.
Kleiner Tipp am Rande: Fehlende Firmware-Module lassen sich sehr bequem mittels Isenkram herausfinden und unter Umständen sogar automatisch nachinstallieren, sofern es sich nicht um proprietäre Software aus non-free oder von Drittanbietern handelt. Isenkram ist in den Debian-Paketquellen zu bekommen.
Die DVBSky-Box funktionierte problemlos, was ich mit einer hoffnungslos veralteten, aber zum Teil noch funktionierenden Channels.conf herausfinden konnte (Kann sich noch jemand an TM3 oder das ORB-Fernsehen erinnern?). Eine eigene Channels.conf zu erstellen schlug jedoch zunächst fehl:
steffen@Steffen-TV:~$ scan /usr/share/dvb/dvb-s/Astra-19.2E > ./channels.conf
scanning /usr/share/dvb/dvb-s/Astra-19.2E using '/dev/dvb/adapter0/frontend0' and '/dev/dvb/adapter0/demux0'
ERROR: cannot parse'[CHANNEL]'
ERROR: cannot parse' DELIVERY_SYSTEM = DVBS'
ERROR: cannot parse' FREQUENCY = 12551500'
ERROR: cannot parse' POLARIZATION = VERTICAL'
ERROR: cannot parse' SYMBOL_RATE = 22000000'
ERROR: cannot parse' INNER_FEC = 5/6'
ERROR: cannot parse' INVERSION = AUTO'
ERROR: initial tuning failed
dumping lists (0 services)
Done.
Eine Suche nach Möglichkeiten, diesen Fehler zu beheben, brachte wenig Resultate, bis auf den Tipp, es doch mal mit W Scan zu versuchen. Hier ist die Syntax zwar etwas komplexer, jedoch funktionierte der Sendersuchlauf auf Anhieb.
w_scan -fs -s S19E2 -E0 -X > channels.conf
Dieser Befehl startet einen Suchlauf nach allen frei empfangbaren Radio- und Fernsehprogrammen auf der Satellitenposition Astra 19,2° Ost, und gibt sie in einer Channels.conf-Datei aus, welche sich z. B. in Me TV, MPlayer oder jedem beliebigen Xine-Frontend nutzen lässt. Die Liste sollte jedoch zunächst sortiert werden, da sie sonst ziemlich unübersichtlich wirkt.
Als Nächstes werde ich verschiedene Programme für den Fernsehempfang austesten. Eine ähnlich komfortable Software, die es mit DVBViewer unter Windows aufnehmen kann, darf ich wahrscheinlich nicht erwarten, auch was die Einrichtung angeht. Derzeit nutze ich Me TV, was aber schon seit mehreren Jahren nicht mehr weiterentwickelt wird, bisher allerdings am unproblematischsten einzurichten war und sich auf die grundlegenden Dinge des Fernsehvergnügens beschränkt. Durch die Senderliste blättern, hin und wieder eine Aufnahme anfertigen. Auch spielt hier natürlich die Zugänglichkeit mit Orca eine große Rolle, was bei eher visuell orientierten Tools nicht immer selbstverständlich ist. Was müssen diese Blinden aber auch Fernseh gucken? :)